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Mit dem Rucksack durch Mittelamerika
Reisegeschichten von Günter Schmidt

Unglaubliche Abenteuer erlebte der fünfjährige Philipp mit seinen Großeltern in Mittelamerika. Opa Günter machte ein lustiges Buch daraus - weit mehr als ein Reisebericht.

Philipp ist weg! Mit dieser Hiobsbotschaft versetzte Anita auch mich in Panik. Er stand doch die ganze Zeit neben uns in dem kleinen Geschäft, in dem wir versucht hatten, Brot zu kaufen. Das gelang auch, aber erst, nachdem der Verkäufer dem Kunden vor uns das Neuste aus dem Ort berichtet hatte. Es schien so wichtig zu sein, dass er uns fast gar nicht zur Kenntnis nahm. Er gab zwar mal mit einem Handzeichen zu verstehen, dass es gleich weiter geht, nur verstand er unter gleich etwas anderes als wir.
Dann hatten wir unser Brot, dafür war Philipp weg. Wo konnte er nur sein? Da hörte ich Anita plötzlich sagen: "Du musst doch einen Knall haben!". Dafür, dass sie mich damit meinte, hatte ich keine Veranlassung gegeben, also war zu erahnen, dass sie Philipp erspäht hatte. Und tatsächlich, Enkelchen saß auf der Ladentreppe, die Hand nach vorn gestreckt, genau so, wie er es bei den Bettlern gesehen hatte. "Mir hat keiner was gegeben", sagte er enttäuscht ...

... Wir gingen mehrmals abends mit Tina und Georg, einem Bayer, der seine Ausbildung zum Tauchmeister machte, essen. Beide waren lustige Typen und dadurch wurden es sehr schöne Abende. Für uns, weniger für Philipp, denn ihn interessierte unser Gequatsche herzlich wenig. Ihn begeisterten viel mehr die Haigebisse an der Gaststättenwand. Die regten seine Phantasie an: "Der Hai ist lieb, der frisst nur Pflanzen, stimmt das, Opa?"
Ja, beim Ammenhai traf das zu, aber der hatte auch nicht solche Zähne wie das Gebiss an der Wand.
"Opa, da frisst der wohl Taucher?". Der Junge schaffte mich!
"Nein, Philipp", sagte ich. "Der frisst nicht die Taucher, sondern die fressen ihn!"
Was stimmte, wir hatten Haisteak bestellt.
Beleidigt legte er sich auf die Bank - und war kurze Zeit später eingeschlafen. Es war eigentlich wie bei einer richtigen Assi-Familie, die Alten soffen sich die Rübe voll, das arme Kind musste auf der Kneipenbank schlafen und die Suffköpfe nach Hause bringen...

... Das Regenwetter schien besonders schlimme Auswirkungen auf Anita zu haben. Ich stellte Anzeichen fest, dass sie sich langsam, aber sicher zur Ziege entwickelte. Immer wieder faselte sie davon, dass sie gern einmal Gras probieren möchte. Warum ausgerechnet hier? Zu Hause haben wir eine große Wiese, die hätte sie jedes Jahr abfressen können, das hätte mir viel Arbeit mit dem Rasenmäher erspart. Aber da kam sie nicht auf die Idee. Das Inselgras musste wohl von besonderer Güte sein und wie ich natürlich inzwischen auch wusste, wurde es nicht gegessen, sondern geraucht!
Großvater musste sich dann an einem dieser Regennachmittage um Philipp kümmern. Das ist so, wenn Großmutter drogensüchtig ist. Sie verschwand derweil mit anderen Bekannten, die hier ungenannt bleiben sollen, im Zimmer zehn des Hotels neben der Tauchschule. Als ich etwa eine Stunde später mit Philipp dort aufkreuzte, wurde diese Tür von innen aufgerissen und heraus kam eine grinsende Frau mit Augen, so gläsern, als hätte sie eine Flasche Sekt ausgetrunken.
"Wo ist das Klo?", fragte sie mich und verschwand in der Dusche. Als sie wieder herauskam stellte sie fest: "Hier ist es nicht!" Sie irrte weiter den Gang entlang, bis sie endlich die richtige Tür fand. Aber auch aus dieser kam sie gleich wieder heraus: "Die haben kein Licht, oder siehst du einen Schalter?" Natürlich sah ich einen, der war dort, wo man ihn eigentlich erwarten konnte, gleich neben der Tür. Da hatte Anita nun schon so große Augen wie das böse Tier im Märchen von Rotkäppchen - und sah nichts!
Später bekam sie auch noch Herzsausen, nur gut, dass Philipp nicht begriff, was da ablief. "Aber Oma, Drogen sind doch nichts für alte Leute!", hätte der sonst gesagt ...

... Auf dem Rückweg kam dann das, was lange schon fällig war. Philipp fing an zu jammern, weil ihm die Füße weh taten. Nach über zehn Kilometern Fußmarsch, inzwischen in sengender Sonne, hatte er auch ein Recht dazu. Wir redeten ihm gut zu, aber bald half das auch nicht mehr und ich musste ihn auf die Schulter nehmen. Da oben hatte er sich schnell erholt und begann unruhig zu werden.
"Wenn du nicht endlich ruhig sitzen bleibst, musst du wieder laufen. Bei deinem Rumgespringe bekomme ich ja keine Luft mehr!", mahnte ich ihn. Und was erwidert dieser Unhold? "Du denkst wohl, ich muss hier oben nicht atmen?"
Der Held des Tages lief dann noch weitere sechs Kilometer. Am nächsten Tag fehlte ihm nichts - außer ein Paar neue Schuhe...

... "Eine Schleuse, was ist das?" Diese Frage stellte ich Philipp, als wir zum Panamakanal fuhren. Ich hätte es lieber nicht tun sollen, die Antwort war niederschmetternd. Sagte er doch wirklich: "So was wie du, Opa!" ...

... Als erstes verschliefen wir es. Hätten wir doch am Vorabend noch die Rucksäcke gepackt, nun konnten wir nur noch alles hineinstopfen und den Rest in Beutel packen. Als wir dann aus dem Hotel wollten, war kein Portier da. Mensch, unser Flugzeug! Aber der Portier tauchte nicht auf, die Tür war und blieb verschlossen. Wir suchten nach einem Weg aus dem Hotel zu kommen, im Keller hatten wir Erfolg. Ein kleines Fenster stand offen, wir schoben uns und die Rucksäcke durch. So standen wir endlich auf der Straße, auf der sonst so viele Taxis fuhren - nur leider heute nicht. Zum Glück lehnten am Hotel einige Fahrräder, wir bedienten uns. Anita fuhr mit Philipp auf dem Gepäckträger, aber ohne Gepäck voraus, um auf dem Flughafen bescheid zu sagen, dass ich etwas später kommen würde. Mit den beiden Rucksäcken und den Beuteln am Fahrrad kam ich nur langsam vorwärts, verfuhr mich dann auch noch und als endlich der Flughafen auftauchte, war ein breiter Graben davor. Die Motoren unser Maschine waren schon zu hören, kurz entschlossen versuchte ich über den Graben zu springen - und landete im knietiefen Wasser! Ein Mann in der Uniform einer Fluggesellschaft hatte mich wahrscheinlich gesehen, war mir entgegengekommen und zog mich und die Rucksäcke aus dem Wasser ...

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